Kirche – quo vadis?

Dr. Wolfgang Schwab und Dr. Stefan Koch (von rechts) beim ökumenischen Gesprächsabend in Wangen

Ökumenischer Gesprächsabend in Wangen:
Der Pfarrer der ev. Gemeinde Starnberg, Dr. Stefan Koch und der Wangener Seelsorger und Domkapitular a.D. Dr. Wolfgang Schwab diskutierten im voll besetzten Wangener Pfarrheim mit Gläubigen der beiden Konfessionen aus Starnberg und dem Pfarrverband Aufkirchen über die Situation und Zukunft der Kirchen, die durch anhaltende Austritte bis zum Jahr 2060 eine Halbierung ihrer Mitgliederzahl erwarten lässt. Nach der Begrüßung durch die Vertreterin des Pfarrgemeinderats Dr. Alexandra Nissl stellte Dr. Koch die Schicksalsgemeinschaft der beiden Kirchen an den Beginn seiner Ausführungen mit der Formulierung „wenn die katholische Kirche Schnupfen hat bekommt die evangelische Kirche Grippe“. Er beklagte nach der staatlich verordneten „Entkirchlichung“ in der DDR, bei der die ev. Kirche von 80% der Bevölkerung auf 10% zurückging, eine jetzt schleichende, die durch Wohlstand, mangelnde Angebote, Kritik an der Institution, Missbrauchsfälle und finanzielle Gründe verursacht wird. Dr. Schwab sah die Entwicklung der Gesellschaft mit der wachsenden Freiheit des einzelnen, in der die Kirche nicht mehr so eingebettet ist und der Glaube nicht mehr geschützt ist, als Ursache der Entkirchlichung. Mit der Verbesserung der Kritikpunkte an der kath. Kirche, einer Demokratisierung, einer stärkeren Einbindung der Laien und einer in Fragestellung des Zölibats und der Männerherrschaft würden sich die synodalen Gremien befassen. Das wird aber nicht reichen, da diese Maßnahmen in der ev. Kirche alle schon realisiert sind und der Trend zur Abkehr von der Kirche dort weiter besteht. Zu schwerwiegenden Veränderungen und Einsparungen müssten Kirche und Gläubige bereit sein. Einig waren sich die Theologen, dass sich die Kirchen mit allem, was in ihrer Macht steht den Menschen in Freude, Hoffnung, Angst und Trauer möglichst vor Ort zuwenden müssen. Dazu würden aber die Priester und hauptamtlichen Mitarbeiter nicht ausreichen. Vielmehr müssten Ehrenamtliche mit ihren Vernetzungen in den Betrieben, Vereinen, Freundeskreisen u. dgl. als Bindeglieder der Kirche zu den Menschen vorbereitet und eingesetzt werden. Ein großes Anliegen der beiden Kirchenvertreter ist auch die gemeinsame Abendmahlfeier, die eine Stärkung des christlichen Zusammengehörigkeitsgefühls und eine Erleichterung der gegenseitigen Unterstützung bedeuten würde.