Weniger als ein Tag und das Hl. Jahr der Barmherzigkeit beginnt
Das Nordportal der Wallfahrtskirche Aufkirchen aus dem 17. Jahrhundert ist jetzt nicht die Heilige Pforte in Rom, aber auch diese Pforte wird morgen von Pfarrer Wandachowicz geöffnet und steht Ihnen offen.
Am 8. Dezember 2015, am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens wird von Papst Franziskus die Heilige Pforte im Petersdom feierlich eröffnet. Wir schließen uns an mit dem Festgottesdienst um 19.00 Uhr. Im Anschluss lädt der Frauenbund ein zum Frauenadvent im Pfarrsaal Aufkirchen mit Pfarrer Rupert Frania und musikalischer Umrahmung durch die Geschwister Ossiander-Darchinger. Bis dahin empfiehlt Ihnen Pfarrer Wandachowicz die Lektüre des folgenden Beitrags von Radio Vatikan.
Heilige Pforte, Heiliges Jahr und die Barmherzigkeit Gottes
Wenn Papst Franziskus am Dienstag, den 8. Dezember 2015, die Heilige Pforte im Petersdom öffnet, ist zwar streng genommen das „Jubeljahr der Barmherzigkeit“ bereits eingeweiht: Franziskus hat es am vergangenen Sonntag in Zentralafrika eröffnet. Dennoch: die Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom bleibt eine ausdrucksstarke Symbolhandlung, mit der sich der Beginn des Heiligen Jahres gewissermaßen ein zweites Mal vollzieht.
Der Ritus wird eindrucksvolle Bilder liefern. In einer Prozession zieht der Papst zur seit 15 Jahren zugemauerten Heiligen Pforte in der Vorhalle der Basilika. Es ist ein großes bronzenes Tor, ganz rechts in der Reihe der fünf Tore in den Dom. Die Prozession kommt zur Stille, nach dem Beten eines Psalmes drückt der Papst mit beiden Händen die bronzenen Türflügel auf, die sodann von innen geöffnet werden. Danach kniet der Papst auf der Schwelle nieder und verharrt im Gebet. Als erster Pilger dieses Außerordentlichen Gnadenjahres wird Franziskus sodann die Heilige Pforte durchschreiten.
Heilige Pforten finden sich seit dem Jahr 1500 in allen vier römischen Papstbasiliken: Petersdom, Sankt Johannes im Lateran, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern. Drei von ihnen werden durch Papst Franziskus geöffnet: neben Sankt Peter auch jene des Laterans, also der päpstlichen Bischofskirche, am 13. Dezember, dem ersten Sonntag nach dem Beginn des Jubeljahres, und jene der Marienbasilika Santa Maria Maggiore am 1. Januar, dem Hochfest der Muttergottes.
Der feierliche Akt der Öffnung Heiliger Pforten zum Beginn eines Jubeljahres steht für die Öffnung neuer Zugänge zu Gott. Papst Franziskus erweitert in seiner Verkündigungsbulle zum Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit die Symbolik der Heiligen Pforte, die er als Tor der Barmherzigkeit beschreibt:
„Wer durch diese Pforte hindurchschreitet, kann die tröstende Liebe Gottes erfahren, der vergibt und Hoffnung schenkt. Wenn wir die Heilige Pforte durchschreiten, lassen wir uns umarmen von der Barmherzigkeit Gottes und verpflichten uns, barmherzig zu unseren Mitmenschen zu sein, so wie der Vater es zu uns ist.“
Öffnung zur Weltkirche hin
Bisher war es nur in Rom Tradition, dass die Pilger in den Basiliken Heilige Pforten durchschreiten konnten. Im letzten Heiligen Jahr 2000 gab es solche Tore vereinzelt schon in den Diözesen. Papst Franziskus hat verfügt, dass diesmal jedes Bistum der Weltkirche mindestens eine Heilige Pforte bestimmt: ein Tor an der Kathedrale oder an einer bedeutenden Wallfahrtskirche etwa. Allen Menschen, die es wirklich wünschen, sollen die Gnadengeschenke des Heiligen Jahres erfahren können. Deshalb hat Franziskus auch Krankenbetten und Gefängniszellen gewissermaßen zu Heiligen Pforten erklärt, wo sich die Gläubigen mit den Gebeten der Kirche vereinen und am Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit teilnehmen können.
Warum ein Jubiläum der Barmherzigkeit?
„Eine Frage beschäftigt die Herzen vieler: Warum heute ein Jubiläum der Barmherzigkeit begehen?“ Diese Frage stellte und beantwortete Papst Franziskus selbst, und zwar bei der Vesper zur Ankündigung des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit am vergangenen 11. April.
„Eine Frage beschäftigt die Herzen vieler: Warum heute ein Jubiläum der Barmherzigkeit begehen? Ganz einfach, weil die Kirche in dieser Zeit großer epochaler Veränderungen gerufen ist, die Zeichen der Gegenwart und Nähe Gottes vermehrt anzubieten.
Zeit, den Auftrag der Kirche neu zu entdecken
Dies ist nicht die Zeit für Ablenkung, sondern im Gegenteil um wachsam zu bleiben und in uns die Fähigkeit, auf das Wesentliche zu schauen, wieder zu erwecken. Es ist die Zeit für die Kirche, den Sinn des Auftrags wieder neu zu entdecken, den der Herr ihr am Ostertag anvertraut hat: Zeichen und Werkzeug der Barmherzigkeit des Vaters zu sein (vgl. Joh 20,21-23).
Zeit, Gottes Zärtlichkeit zu begreifen
Deswegen soll das Heilige Jahr den Wunsch lebendig halten, die vielen Zeichen der Zärtlichkeit begreifen zu können, die Gott der ganzen Welt anbietet, vor allem denen, die in Leid sind, die allein und verlassen und auch ohne Hoffnung sind, vom Vater Vergebung zu erlangen und sich von ihm geliebt zu wissen.
Zeit, sich über den Guten Hirten zu freuen
Ein Heiliges Jahr, um in uns die Freude tiefer zu verspüren, dass wir von Jesus wieder gefunden wurden, der als Guter Hirt gekommen ist, uns zu suchen, weil wir uns verirrt hatten. Ein Jubiläum, um die Wärme seiner Liebe zu spüren, wenn er uns auf seine Schultern nimmt, um uns zum Haus des Vaters zurückzubringen. Ein Jahr, in dem wir vom Herrn Jesus berührt und von seiner Barmherzigkeit verwandelt werden, damit auch wir zu Zeugen der Barmherzigkeit werden.
Zeit, die Wunden zu heilen
Das ist der Grund für das Jubiläum, denn dies ist die Zeit der Barmherzigkeit. Es ist eine gute Zeit, um die Wunden zu heilen, um nicht müde zu werden, denen zu begegnen, die darauf warten, die Zeichen der Nähe Gottes zu sehen und mit der Hand zu berühren, um allen den Weg der Vergebung und der Versöhnung anzubieten.
(rv 06.12.2015 gs)