Ökumenischer Neujahrsempfang in Berg

Foto: (ABr)

Die Besucher des Ökumanischen Neujahrsempfang, in der ersten Reihe v.r. Pfarrer Johannes Habdank, Referent Heinrich Haasis, Frau Haasis und Pfarrer Piotr Wandachowicz

Just am Tag als EZB-Chef Mario Draghi die Schleusen für eine Europäische Geldschwemme in Billionenhöhe zum Ankauf von Staatsanleihen für die Ankurbelung der Wirtschaft öffnete, stand beim Ökumenischen Neujahrsempfang in Katharina-von-Bora-Haus der ev. Gemeinde in Berg das Thema „Finanzmärkte mit Moral und Verantwortung?“ auf dem Programm. Hausherr, Pfarrer Johannes Habdank und der Leiter des kath. Pfarrverbands Aufkirchen Pfarrer Piotr Wandachowicz begrüßten dazu als Referenten, den Präsidenten des Weltinstituts der Sparkassen Heinrich Haasis und mit ihm etwa 100 Besucher unter ihnen Bürgermeister Ruppert Monn, die Leiter der Berger Schulen und Kliniken sowie Pfarrgemeinderäte der beiden Konfessionen. Zum Thema Ökumene in der Gemeinde Berg konnten die beiden Geistlichen über eine sehr gute Zusammenarbeit mit gemeinsamen Veranstaltungen und Gottesdiensten berichten, insbesondere bedankte sich Pfarrer Habdank bei seinem kath. Kollegen für die Mitnutzung der Aufkirchener Pfarrkirche und der Filialkirchen. In seinem auf hervorragenden Fachkenntnissen beruhenden Referat beklagte der noch in Berg wohnende Heinrich Haasis das in den letzten 10 Jahren stark geschwundene Ansehen der Banken und Finanzinstitute. Dazu geführt habe das Geringschätzen der Hauptaufgaben: Zahlungsverkehr-Abwickeln, Guthabe-Sichern, Wirtschaft-Fördern und statt dessen nach dem Motto „Ethik ist Behinderung“ Geld nicht mehr als Mittel zum Zweck sondern als Selbstzweck und Handelsobjekt zu betrachten und es mittels „Kreditverbriefungen“, Währungsabsicherungen von Warengeschäften, Derivaten und Hedgefonds u.dgl. nach dem Papierwert auf das 10-fache zu multiplizieren und unter die Leute zu bringen. Der Umgang mit diesen harmlos klingenden aber höchst spekulativen „Produkten“ wurde durch die rasanten Fortschritte der Informationstechnik mit Ankauf und Verkauf innerhalb von Millisekunden noch explosiver. Das Einbrechen von US-Banken auf Grund amerikanischer Immobilienüberzeichnungen brachte schließlich das Weltfinanzgebäude zum Einsturz. Danach sind viele Vorschriften erlassen worden, die eine ähnliche Katastrophe verhindern sollen. Erkenntnisse wie „Freiheit ohne Maß schadet“, „Markt mit Moral“, „Unternehmerisches Handeln mit gesellschaftlicher Verantwortung“ sind wieder gefragt. Das Verb „dienen“ sollte wieder die Richtschnur auch der höchsten Repräsentanten der Banken und Finanzinstitute als Dienstleistungseinrichtungen sein. Wie weit dies gelingen wird, muss allerdings in Frage gestellt werden. Versuchungen für neue Spekulationen keimen schon wieder auf, die Schuldenkrise in Europa ist noch nicht gelöst und die neuesten Maßnahmen der EZB machen insbesondere dem Deutschen Sparer neue Sorgen. Aus der Diskussion geht hervor, dass die Niedrigzinspolitik der Stabilität schadet, dass die Deutschen nach Meinung der Weltbank zu viel sparen, dass Aktien und Immobilien relativ sicher sind und dass die EZB zu viel Macht hat. Nach langem Beifall für den Referenten und auch für die musikalische Gestaltung des Abends durch die Blechbläser und die Alphornbläser des Gymnasiums Kempfenhausen lädt Pfarrer Habdank zum Anstoßen auf das Neue Jahr und einem reichhaltigen Buffet ein, bei dem sich vielfältige Gespräche zwischen den Besuchern beider Konfessionen aus Berg und den Nachbargemeinden ergeben.