Ökumenischer Neujahrsempfang in Berg

Festredner Clemens Verenkotte beim Ökumenischen Neujahrsempfang in Berg (in der ersten Reihe Pfarrer Johannes Habdank, dahinter Pfarrer Piotr Wandachowicz und Bürgermeister Rupert Monn)

Beim Ökumenischen Neujahrsempfang 2017 in Berg am 19.01., zu dem die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Berg und der Katholische Pfarrverband Aufkirchen in das Katharina-von-Bora-Haus eingeladen hatten, wurde das „Heilige Land Israel“ nicht aus biblischer Sicht, sondern unter dem Thema „Stillstand in Nahost: Israels Politik und Gesellschaft“ aus Sicht der aktuellen Politik betrachtet. Als Festredner gab der Fernseh-Journalist Clemens Verenkotte, der für die ARD-Berichterstattung aus Israel und den palästinensischen Gebieten zuständig ist, einen Einblick in die komplizierte Lage der Region. Pfarrer Johannes Habdank begrüßte die etwa 120 Zuhörer unter ihnen Bürgermeister Rupert Monn mit guten Wünschen für das Neue Jahr und dem Ezechiel-Zitat „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“. Pfarrer Piotr Wandachowicz fügte seiner Begrüßung einen Sondergruß von Papst Franziskus zum Reformationsjubiläum an mit dem darin ausgedrückten Wunsch, auf das Gemeinsame der beiden Kirchen zu schauen. Clemens Verenkotte erinnerte daran, dass seit dem Sechstagekrieg, in dem Israel das Westjordanland, Gaza und die Golanhöhen erobert hatte, 50 Jahre vergangen sind. Die Bemühungen um einen dauerhaften Frieden, die in den Regierungszeiten von Jitzchak Rabin oder Schimon Peres vorankamen, seien nach der Ermordung von Rabin 1995 zum erliegen gekommen. Unter der national-konservativen Führung von Ariel Scharon, der den Bau der Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland begonnen habe und Benjamin Netanjahu, der eine progressive Siedlungspolitik in den eroberten Gebieten betreibe, sei ein Stillstand in der Verbesserung des Zusammenlebens des israelischen und des palästinensischen Volkes eingetreten. Der scheidende amerikanische Außenminister John Kerry sprach deshalb bereits vom Ende der gewünschten Zweistaatenlösung. Die Mahnungen der USA und seines Präsidenten Barack Obama seien in Israel unerwünscht gewesen und hätten zu einer starken Abkühlung des Verhältnisses zu den Vereinigten Staaten bis hin zu einer „Dämonisierung Obamas“ geführt. Letzter Streitpunkt sei die UNO-Resolution gegen die Siedlungspolitik Israels gewesen, gegen die die Amerikaner kein Veto einlegten. Die amtierende national-konservative Likud-Regierung Israels, die Privatisierungen großer Firmen betrieben hätte und eine Oligarchen-Klasse habe entstehen lassen, setze jetzt große Hoffnungen auf die Unterstützung durch den neuen US-Präsidenten Donald Trump, der fast alles anders machen wolle, wie sein Vorgänger. Für den zahlenmäßig wachsenden palästinensischen Bevölkerungsanteil im Land würde das ohnehin schwere Leben nicht leichter. Der Anteil der Christen in Israel von etwa 2 % gehe durch Auswanderer aus ihren Reihen eher zurück.

Beim nachfolgenden Anstoßen auf das Neue Jahr und einem reichhaltigen Buffet ergaben sich vielfältige Gespräche zwischen den Besuchern beider Konfessionen sowohl über das Vortragsthema und auch über die gelebte Ökumene in der Gemeinde und im Pfarrverband.