Wenn der Hl. Geist am Pfingsttag *nicht* gekommen wäre

“Vorsicht Pfingsten”, eine Aktion in der Kirche St. Bonifatius, Berlin. © Konstantin Manthey, Katholische Akademie in Berlin

Am Pfingsttag befanden sich alle am gleichen Ort. Sie freuten sich beieinander zu sein. Am Himmel regte sich kein Lüftchen! So kam es, dass sie friedlich unter sich blieben. Es störte sie keiner. Sie frischten Erinnerungen an Jesus auf: […] “Weißt Du noch damals…”. Das konnten sie in ihrer eigenen Sprache. Die Fenster öffneten sie nur gelegentlich, um ein wenig zu lüften.

In den Straßen um ihr Haus herum tummelten sich an diesem Tag Leute aus aller Herren Länder: Parther, Meder, Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Kappadozier – wie gesagt, aus aller Herren Ländern. Sie unterhielten sich über vieles, manche auch über Jesus und seine Anhänger: “Man hört nichts mehr von der Sache. Sie scheint sich erledigt zu haben!” Dann wechselten sie das Thema und sprachen wieder über die Schriftauslegung von Rabbi Benjamin am Morgen in der Synagoge. Sie gingen weiter, ohne etwas erlebt zu haben. Der Pfingsttag, ein Tag wie jeder andere!

In der kleinen Gruppe aber hielt Petrus eine Rede: “Liebe Freunde in der Erinnerung an Jesus! Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass unser Freund Jesus nicht mehr bei uns ist. Von den Juden haben wir nichts mehr zu befürchten, denn langsam haben sie sich beruhigt. Das ist gut so, denn nun haben wir unsere Ruhe und das soll auch so bleiben; denn die Sache Jesu muss weitergehen. Aber wenn man uns auch verfolgt und tötet, ist ja keiner mehr da, der das Andenken an Jesus aufrecht erhält. Wir wollen darum äußerst behutsam erzählen von dem, was wir erlebt haben, um die religiösen Gefühle unserer Mitmenschen nicht zu beunruhigen und nicht in den Verdacht zu geraten, wir würden die anderen zu Jüngern machen wollen. Lasst uns also auch weiterhin zusammenkommen”.

Die Jünger trafen sich und erzählten sich die Geschichten von damals. Sie erzählten, wie Jesus die Lahmen, Blinden und Aussätzigen geheilt hatte, wie er Menschen ganz neu begegnete, ihnen Lebensraum gab, wo vorher nur Ausgrenzung war. Sie erzählten aber auch von seinen Provokationen gegenüber dem Establishment, von dessen Hass und Verfolgung, die letztlich zu seinem Tod geführt hatten. Jetzt war er zwar auferstanden, ihnen vierzig Tage erschienen und in den Himmel aufgefahren. Die Sache Jesu muss ja schließlich weitergehen!

So traf man sich und versuchte weiter so zu leben, wie Er es vorgelebt hatte – und man erzählte sich immer und immer wieder dieselben Geschichten: “Weißt du noch damals…”.

Aber immer öfter fehlte jemand in ihren sonntäglichen Versammlungen. Die einen hatten wichtige geschäftliche Termine, andere waren bei dem schönen Wetter in die Berge gefahren, wieder andere kamen so früh nur schwer aus dem Bett…

Allmählich verschwand die Bewegung. Zuerst verdunstete sie aus dem Bewusstsein der Medien, dann aus den theologischen Diskussionen und letztlich auch aus dem Lebensgefühl der Jünger.

(Pater Adrian Kunert SJ nach Heribert Arens)

Blicken Sie auf ihr vergangenes Glaubensjahr zurück: Was haben Sie wirklich neu angefangen oder ganz anders gemacht als im Jahr davor?

“Muss der Gottesdienst immer so ablaufen – könnte man nicht mal…?”
“Jede Woche mühe ich mich mit dem und dem ab – wenn wir doch nur…”
“Zu all den Terminen auch noch Firmunterricht – muss denn das sein?!”
“Seit 20 Jahren mache ich jetzt diesen Dienst… ich würde lieber mal…?”

Der Heilige Geist ist es, der uns in gute (!) Unruhe versetzt und uns antwortet: “Ja, DU sollst etwas ändern, etwas neu mit mir machen – und ich werde dir dabei helfen, vertrau’ mir“!

Der Heilige Geist ist es, der uns und damit unsere Gemeinde erneuert – in jede “ungewisse” Zukunft hindurch – wir müssen Ihn nur lassen!

Dabei hilft übrigens sehr das Gebet der Pfingstsequenz, auch in gesungener Form (GL Nr. 344).

Komm herab, o Heil’ger Geist!