Ökumenischer Neujahrsempfang in Aufkirchen

Matthias Drobinski referiert vor etwa 100 Besuchern über die Religionsfreiheit

Matthias Drobinski referiert vor etwa 100 Besuchern über die Religionsfreiheit

Die aufmerksamen Zuhörer beim ÖNJ-Empfang

Die aufmerksamen Zuhörer beim ÖNJ-Empfang

Der traditionelle Ökumenische Neujahrsempfang 2016, zu dem der Katholische Pfarrverband Aufkirchen und die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Berg einluden, fand am  21. Januar 2016 im Pfarrheim Aufkirchen statt. Das Thema des Abends war „Religionsfreiheit, ein gefährdetes Gut?“. Pfarrer Piotr Wandachowicz und Pfarrer Johannes Habdank begrüßten dazu die zahlreichen Besucher, unter ihnen Bürgermeister Rupert Monn und wiesen auf die von Papst Franziskus gepredigte Barmherzigkeit bzw. auf die Gefahr des religiösen Fundamentalismus ohne historische Aufklärung hin. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Violin-Cello-Duo Julian und Florian Schad. Pfarrverbandsratsvorsitzender Heinz Diehl stellte den Referenten des Abends vor, den Münchner Journalisten Matthias Drobinski, Mitglied der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands, der sich mit Kirchen und Religionsgemeinschaften beschäftigt. In seinen Ausführungen erläuterte Drobinski, dass Religionsfreiheit ein Menschenrecht ist, das aber andere Menschenrechte nicht beeinträchtigen darf. Für einen Gläubigen stellt sie zunächst eine Zumutung dar, weil es eigene Glaubenswahrheiten in Frage stellt. Papst Benedikt sagte dazu, „es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt“. Für Religionen, die unter Diktaturen leiden, ist die Religionsfreiheit eine Waffe, wie sie Karol Wojtyla als polnischer Bischof und später als Papst gegen den Kommunismus zu nutzen wusste. Zur Religionsfreiheit gehört, einander zuzuhören und gegenüber Traditionen wie Kopftuchtragen, Schächten von Tieren oder Aufstellen von Kruzifixen in der Öffentlichkeit tolerant zu sein. Grenzen werden aber durch Verstöße gegenüber anderen Menschenrechten wie körperverletzende Beschneidungsriten, Missachtung von Frauenrechten oder Blasphemie-Gesetzen, sowie die Verweigerung von Blutübertragungen der Zeugen Jehovas oder das Finanzgebaren der Scientologen erreicht. Über die Nichtzulassung von Frauen zum Priesterdienst in der katholischen Kirche kann hier allerdings auch diskutiert werden. Häufig wird die Religionsfreiheit als machtpolitisches Instrument, wie von PLO, Hamas, oder auch manchen Zentralratseinrichtungen benutzt und unvereinbar sind die Forderungen von Moschee-Bauten in Mitteleuropa und die Verweigerungen von Kirchenbauten im nahen Osten. Die Religionsfreiheit in Mittel- und Westeuropa hat einen großen Anteil an dem seit 70 Jahren anhaltenden Frieden. Eine besondere Bedeutung gewinnt sie wieder in der jetzt gegebenen Flüchtlingssituation, wo in einer vorhandenen Leitkultur Platz für die religiösen Belange der Ankommenden gefunden werden muss, ohne den hier lebenden etwas wegzunehmen.
Beim nachfolgenden Anstoßen auf das Neue Jahr und einem reichhaltigen Buffet ergaben sich vielfältige Gespräche zwischen dem Vortragenden, den Besuchern und der Geistlichkeit beider Konfessionen.